Rehfelde Dorf
Das Dorf Rehfelde wurde Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet im Zuge der Kolonisation des Barnim. Entsprechend der Größe seiner Feldmark wurde es als großes Angerdorf angelegt mit etwa 600 m Länge des zentralen Angers auf dem zunächst die Kirche, im Laufe der Jahrhunderte danach auch das Küsterhaus mit Schule, sowie später auch die Schmiede und ein Spritzenhaus errichtet wurden.
Die Ausrichtung des langen ovalen Angers läuft von Norden nach Süden, bildet also eine Verkehrswegachse von Strausberg Richtung Lichtenow/Herzfelde, die ab der südlichen Angerspitze heute nur noch als Feldweg existiert. Auch eine Westverbindung mit Hennickendorf war etwas südlich der Kirche angelegt. Sie ist heute verschwunden zugunsten der Verbindung ab südlicher Angerspitze, ebenso wie eine nach Osten nach Zinndorf. Ein Weg nach Nordost führt bis heute nach Garzau sowie, per Abzweig, nach Werder. Erika und Gerhard Schwarz haben 2013 anhand der Besitzverhältnisse der Höfe den Anger für das Jahr 1471 rekonstruiert.
Dieser große Anger blieb bis in das 19. Jahrhundert weitestgehend unbebaute, offene und mit Bäumen am Rande bestandene Wiese (Abbildung der Schmettauschen Karte 1787). Die große Veränderung bzw. Zerschneidung des alten Angers erfolgte zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. Dabei wurde die östliche Dorfstraße bis zur Höhe der Kirche zur Hauptdurchgangsstraße, die westliche (heute Heimstraße) wurde zur Nebenstraße. Die Hauptdurchgangsstraße überquerte dann als Dorfstraße dort den alten Anger und wechselte auf die westliche Dorfstraße als neue Durchgangsstraße. Die östliche Dorfstraße (heute Lagerstraße) wurde zur Nebenstraße. Der an der Querungsstelle liegende Dorfteich wurde zugeschüttet
Die südliche Angehälfte wurde in der Folgezeit vollständig bebaut und ist als Anger nicht mehr zu erkennen, nachdem auch der dort an der Angerspitze vorhandene Dorfteich zugeschüttet wurde.
Der nördliche Angerteil blieb bis auf wenige Gebäude aus der Wende zum 20. Jahrhundert (Schmiede Blankner) offene Rasenfläche, wird aber nun mit einem ersten von Stil und Größe her unpassenden neuen Gebäude weiter zugebaut. Wird die Bebauung fortgesetzt, wird der nördliche Angerteil in wenigen Jahren nur noch als sichtbare Flächen die Angerflächen direkt nördlich der Kirche umfassen, insgesamt weniger als 20% des alten Angers.
Das alte Dorfbild wurde 1968/69 schon stark beeinträchtigt durch eine Aktion der „Nationalen Front“ im DDR-Wettbewerb „Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit!“ zum 20-jährigen Bestehen der DDR. Damals wurde die Hauptdurchgangsstraße dem Auto- und Schwerlastverkehr angepasst und mit einem Betonbelag versehen. Das alte Lesesteinpflaster wurde dafür herausgerissen, die meisten Bäume wurden gefällt. Die LPG Rehfelde half bei dieser Aktion wesentlich mit, und baute ihr Klubhaus (heute „Märkischer Hof“) direkt an die neue östliche Nebenstraße (Lagerstraße).
Die Kirche und das Schul- und Küsterhaus gerieten durch diese zentrale Änderung in eine für ein Angerdorf untypische Randlage. Der radikal reduzierte Baumbestand und der Betonplattenbelag haben die alte Dorfoptik trotz einiger Rettungsversuche durch ein paar neuere Baumpflanzungen nachhaltig gestört und das Dorf unansehnlich gemacht. Die neue Bebauung des Angers, völlig ohne Bezug zu den noch existierenden älteren Bauten aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, führt dies konsequent fort.
KG
In den "Bausteinen zur Chronik von Rehfelde" gefunden:
Zur Anlage des Dorfes ist folgendes zu sagen:
Bevor mit der Vermessung und Zustellung des Landes begonnen werden konnte, mußten die äußeren Grenzen der Dorfgemarkung bestimmt werden.
Aus wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit legten die Mönche, die auch Bauern waren, das Dorf als Angerdorf an, d.h. in geräumiger Weite liegen die Gehöfte zu beiden Seiten einer langen Straße. Nach der Mitte zu erweitert sich die Dorfstraße zu einem ovalen Anger mit der Kirche und dem Dorfteich. Auf diesem Anger fanden später auch andere Bauten ihren Platz, wie z.B. das Spritzenhaus, die Schule oder Wohnhäuser. Diese Dorfform war deshalb so günstig, weil sich hier die großen Acker- und Erntewagen ungehindert bewegen konnten.
siehe dazu auch hier
Geo-Karte 2018 Preußische Kartenaufnahme von 1836 - 1850
Preußische Karte von Schmettau 1767 - 1787