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Vorgeschichte zur Gründung der BürgerGemeinschaft Rehfelde

07. 09. 2023

Danke für 30 Jahre

Wie überall im Land der untergegangenen DDR waren in der Zeit von 1990 bis 1993 für die Menschen vor Ort viele, viele Fragezeichen zum Woher und Wohin sowohl im privaten als auch gesellschaftlichen Leben vorhanden. Das „Alte“, was Arbeit und Einkommen hieß, wurde größtenteils und recht zügig abgewickelt wie die beiden LPGen im Dorf und das KfL in der Puschkinstraße, andere Arbeitgeber wie VEB Plastformung, das KIB u.a. befanden sich in privaten Umstrukturierungen mit ungewisser Zukunft. Fast 30% Arbeitslosigkeit im Ort und viele Wegzüge in Richtung Westen waren die Folge und damit ein drasti sches Sterben unserer kleinen Versorgungseinrichtungen wie Herrensee­, Schillerkonsum sowie der Fleischerei in der Blumenstraße. Und das „Neue“ kam recht langsam in den Ort, zunächst mit dem Erdgas die kleinen Firmen Baasen und Burger, später eine Waff elfabrik auf dem Gelände der ehemaligen BHG. Im Sportlerheim gaben sich Versicherungs gesellschaft en, Hausbaufi rmen und Architektenbüros aus dem Westen die Klinke in die Hand, bisher wertvolles Acker­ und Gartenland wechselte (von Ost zu West) den Besitzer und seinen Status. Die Gemeindeverwaltung hatt e es auf einmal mit neuen Vorschrift en und Abläufen zu tun, ohne entsprechende Schulungen (im Vorlauf), an ihrer Spitze seit den ersten freien Kommunalwahlen 1990 ein unerfahrener Bürgermeister aus dem Ort. Neue Kreis­ und Landesstrukturen befanden sich im Aufb au und waren so keine Unterstützung in der Bewälti gung der vielen Fragen und Probleme, einen gestandenen Ort mit ca. 2.500 Einwohnern in eine neue Zukunft zu führen. 
Wurde die Exekuti ve in der DDR bis 1990 durch die von SED und deren Blockparteien im Rahmen der Nati o nalen Front inthronisierten Kommunalvertretungen scheinbar geleitet , so waren es dann die Vertreter der sich neu etablierten Parteien vor Ort: Aus SED wurde PDS (der ich bis 1992 angehörte), aus NDPD wurde FDP, CDU blieb CDU und die SPD bildete nach 44 Jahren eine starke Ortsgruppe und die stärkste Frakti on vor PDS, CDU und FDP(?) im neuen Gemeindeparlament. Nach bisheriger „Einheitsbrei“­Diskussion und ­Absti m merei kam es nun zwischen den Vertretern von SPD und CDU auf der einen Seite und den, dem alten System nahestehenden Vertretern der PDS zu heft igen Auseinandersetzungen. Da hier mehr ideologische als sach politi sche Themen im Vordergrund standen, alte Rechnungen wichti ger als zukunft sweisende Beschlüsse zum Wohle unserer Gemeinde und seiner (verunsicherten) Bürger waren, wurde für mich klar: Kommunalpoliti k nach demokrati schen Grundsätzen sollte parteiunabhängig durch die Bürger selbst gemacht werden.
Mit der Verabschiedung einer ersten Kommunalverfassung des Landes Brandenburg 1992 wurde den Kommunen und Kreisen die Möglichkeit gegeben, neben den etablierten Parteien kommunalpolitische Wählergemeinschaften zu bilden und zur Kommunalwahl 1993 anzutreten.

 

Per Internet informierte ich mich über solche Wählergemeinschaften in den alten Bundesländern. Deren Erfahrungen und Erfolge bestärkten mich, auch für Rehfelde eine solche Gemeinschaft zu bilden: Gespräche mit mir bekannten engagierten Bürgern, Zeitungsartikel in der MOZ und Werbezettel in öffent lichen Einrichtungen des Ortes brachten dann im Sommer 1993 eine kleine Gruppe von ca. 10 BürgerInnen im Sportlerheim zusammen, darunter Lehrer, eine Ärztin und auch Bauern aus dem Dorf. Viele Ideen wurden vorgestellt und daraus ein Wahlprogramm und eine Kandidatenliste erstellt, mit denen wir dann auf Werbetour gingen, meist als ganz persönliches Gespräch. Unser Name: BürgerGemeinschaft Rehfelde (BGR). Und die Wahl am 5.12.1993 erbrachte eine Sensation: zwei Mandate von 12!!!
Hans-Georg Vogel und ich wurden die ersten von dann bis heute noch vielen nachfolgenden BGR-Gemeinderäten.

 

Ja, so war das vor 30 Jahren!

 

Nachsatz

An viele Einzelheiten unserer Arbeit kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es war ein tolles Arbeiten. Leider habe ich die Unterlagen im Laufe der Zeit und mehrerer Veränderungen entsorgt. Viele unserer Vorschläge wurden mit der Zeit angenommen und umgesetzt und haben unsere Popularität im Ort gesteigert. Wir blieben in den ersten Jahren stets Opposition zu den Parteien und hartnäckig an der Lösung der Probleme unserer Gemeinde dran, was dann endlich 10 Jahre später mit einer starken 5er Fraktion im Gemeindeparlament und dem Bürgermeisteramt eine Zeitenwende für Rehfelde einläutete (massiver Straßenausbau, Handelseinrichtungen, transparente, bürgernahe Kommunalpolitik als Grundlage des späteren Einwohnerzuwachses). 

 

Die BGR hat seit 1993 Rehfelder Geschichte entscheidend mitgeschrieben, parlamentarisch aber auch sehr intensiv außerparlamentarisch. Das wird bleiben!!

 

Etwaige Ungenauigkeiten in meinen Erinnerungen bitte ich zu entschuldigen. Wichtige Korrekturen bitte ich dem Heimatverein im Zuge der Aufarbeitung dieser turbulenten Zeitspanne zu übergeben.

 

Aufgeschrieben am 25.02.2023 in Werder (Havel) von Lutz Schwarz.

 

Bild zur Meldung: Vorgeschichte zur Gründung der BürgerGemeinschaft Rehfelde

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