Nachruf für Annemarie Rettig
Annemarie Rettig, Ehrenbürgerin der Gemeinde Rehfelde und Trägerin des Verdienstordens des Landes Brandenburg, ist von uns gegangen.
Als Gemeindehelferin der evangelischen Kirche, zunächst tätig in deren Diakonischem Werk in Berlin und später als Fachfrau für Gemeindepädagogik und Jugendarbeit dann auch in Potsdam, bezog Annemarie Rettig 1976 mit ihrer Mutter die durch Wegzug des Pfarrers frei gewordene Pfarrerwohnung in Werder. Dort blieb sie auch nachdem sie ordiniert und 1990 Pfarrerin in Rehfelde, Werder und Garzau geworden war, – und lange über ihre Pensionierung 1997 hinaus. Schon in den ersten Jahren setzte sie ihre enorme Tatkraft und Durchsetzungsfähigkeit ein für die Restaurierung der wegen Einsturzgefahr gesperrten schönen Werderschen Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert, – so wie sie sich dann auch später für die Rehfelder Dorfkirchensanierung stark gemacht hat.
Ihrem dort offenbarten Naturell und ihrem Auftrag in der kirchlichen Diakonie zur sozialen Verantwortung und Nächstenliebe aus christlichem Glauben verbunden mit einem soliden Organisationstalent ist sie zeitlebens treu geblieben. So engagierte sie sich und ihre Gemeinde schon sehr bald nach dem Tschernobyl-Desaster 1986 in der Organisation der Hilfstransporte und dann bei den Ferien- und Erholungsangeboten für die Tschernobyl-Kinder; arbeitete von 1990 bis 2003 als Kreistagsabgeordnete für den Bereich Soziales und Gesundheit und vertrat als Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats das Amt Märkische Schweiz über viele Jahre. Zum Ethos der Diakonie gehört im Kern der Dienst am Menschen, nicht abstrakt, sondern sehr konkret. Und so finden wir Frau Rettig engagiert in Sachen Erhalt und Weiterführung des Frauenhauses des Kreises oder im Einsatz für das Bleiberecht der vietnamesischen Familie Ngyen in Altlandsberg, und tagein tagaus besorgt und beschäftigt mit den seelischen und leiblichen Sorgen ihrer kirchlichen wie weltlichen Gemeinde.
Schon vor der Eingemeindung Werders nach Rehfelde war sie weit über den Gemeindekreis des Wohnortes tätig. Sie engagierte sich für die Arbeit der SPD im Lande, sichtbar nicht zuletzt durch eine gute Zahl von Leserbriefen; für die Bildungsarbeit Rehfeldes als sachkundige Bürgerin im Bildungsausschuss; als Mitglied des 2002 gegründeten Vereins Rehfelder Heimatfreunde, als Autorin in den Broschüren zu den 700-jährigen und 750-jährigen Jubiläen von Werder und Rehfelde; als Veranstalterin eines über viele Jahre laufenden Lesezirkels zu deutscher Literatur, – all dies neben ihren tagtäglichen Pfarraufgaben, und weiter ehrenamtlich im Ruhestand. Ihr Arbeits- und Energieeinsatz für die Gemeinschaft war erstaunlich. 2006 erhielt Frau Rettig die Anerkennung des Landes Brandenburg durch die Verleihung des Brandenburger Verdienstordens. 2014 zollte ihr die Gemeinde Rehfelde offiziell ihren Respekt und machte sie zur Ehrenbürgerin. Mit 88 Jahren ist sie nun nach längerer Krankheit von uns gegangen. Sie hinterlässt eine große Lücke und eine Aufforderung, ihrem Beispiel nachzueifern.
Vielen Dank, Annemarie Rettig, für dein Engagement und deine großartige Arbeit für Rehfelde !
Kurt Gamerschlag
Rehfelder Heimatfreunde e.V.
Patrick Gumpricht
Bürgermeister Rehfelde
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