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Heimatkundliche Radwanderung „Auf den Spuren von Theodor Fontane in den Blumenthal“

02. 09. 2019

(HeG) Als sich am vergangenen Dienstag, den 27.08.2019, 14 Heimatfreunde und Fontaneliebhaber am Wanderbahnhof Rehfelde zu einer Heimatkundlichen Radtour trafen, ahnte noch keiner der Teilnehmer, welche Abenteuer und Erlebnisse auf sie warteten. Es war die 4. Aktivität des IG „Rehfelder Heimatfreunde“ e.V. im Fontanejahr, aus Anlass des 200-jährigen Geburtstages des großen Romanciers. 

Dem Ankündigungsplakat für die Heimatkundliche Radtour war zu entnehmen, dass auch Waldwege befahren und stellenweise auch zu Fuß gewandert werden muss, um an die Sehenswürdigkeiten, die Fontane in seinem Band „Das Oderbruch“ beschreibt, heranzukommen. Der Tour-Führer hatte zwar vor Beginn darüber informiert, dass alle Hindernisse auf der Strecke, anlässlich von drei Erkundungsfahrten beseitigt wurden. Das eine ziemlich dicke Eiche, in der Nähe des Großen Lattsees, quer über dem Weg liegt und umfahren (oder um tragen) werden musste, erwähnte er, wegen der vorausgesagten hohen Tagestemperaturen, vorsichtshalber nicht. Als freundliche Assistenten für die Radtour konnten der Heimatverein erneut die Heimatfreunde Birgit und Manfred Ahrens aus Ernsthof gewinnen. 

Nach der üblichen Begrüßung und Belehrung, ging es dann auch schon auf die angekündigte Piste. Gleich hinter Klosterdorf war am Teufelssee ein zweispuriger Betonplattenweg zu überwinden, der die Aufmerksamkeit der Teilnehmer voll in Anspruch nahm.

In Wilkendorf widmete sich die Gruppe bei einem ersten Kulturstopp dem großen Heimatschriftsteller. Während der Schlüssel für die Kirche beschafft wurde, begab sich die Gruppe hinter die Kirche, wo sich eine Grabstätte aus dem Jahr 1865 befindet. Manfred konnte diese, sonst nicht so bekannte Sehenswürdigkeit gut erklären. Dann wurde die Kirche besichtigt. Da die Tagestemperatur schon in die Höhe geklettert war, tat die kühle Luft, die den Teilnehmern beim Eintreten entgegenkam gut. Aus dem Kapitel „Auf dem Hohen-Barnim“ las Birgit den Abschnitt über „Wilkendorf“ vor. Der Taufstein in der Feldsteinkirche ist älter als die Kirche. Das von Fontane beschriebene Relikt stammt noch aus dem Vorgängerbau und wird auf 1150 datiert. Radfreund und Chormitglied Dieter Kiesewetter ließ es sich im Anschluss nicht nehmen, bei bester Akustik, in der seit 1993/94 umfassend sanierten Kirche, eine Gesangsprobe vorzutragen.

Dann ging es weiter durch Wilkendorf in Richtung Gielsdorf. Am Ortsausgang, in Höhe des Schloss Wilkendorf bog die Gruppe rechts ab und gelangte in das Waldgebiet, was als „Der Blumenthal“ von Fontane beschrieben wird. Am Schloss- und Herrensee vorbei fuhr man nun auf Wald- und teilweise auch Sandwegen. Schon bald versperrte das bereits erwähnte Hindernis, eine erst vor wenigen Tagen umgebrochene alte Eiche, den Weg. Als das Hindernis laut voll überwunden war, ging es leicht bergauf, bis sich linker Hand ein Buchenwald auftat. Hier wurde Halt gemacht und die Räder abgestellt. Etwas Besonderes musste es hier geben, denn der Tour-Führer kramte in seiner Fahrradtasche und holte eine Wanderkarte hervor. Nun ging die Gruppe in den Wald hinein und gelangte an den steilen Abhang des Großen Lattsees. Jetzt gab es einen Exkurs in die Eiszeit, der bei einer heimatkundlichen Wanderung der Rehfelder Heimatfreunde, mit dem Heimatfreund Georgi, nie fehlen darf.  Vor 20000 Jahren hat der Gletscher der Weichsel-Vereisung, genauer der Brandenburgischen Eiszeitlage, diese imposante Landschaft gestaltet und bei seinem Rückzug eine großflächige wellige und kupierte Grundmoräne hinterlassen. Dabei entstanden auch tiefe Rinnenseenketten, zwei an der Zahl hier in unmittelbarer Nachbarschaft.  Zum einem gibt es die Gamengrund-Seenkette mit dem Langem See, Mittelsee und Gamensee bei Leuenberg und dem Fänger- und Bötzsee in der Nähe von Gielsdorf/Eggersdorf. Dann gibt es die Lattseenkette, mit dem Großen- und dem Kleien Lattsee, an dem sich die Radler eben befanden, sowie Ihlandsee und Straussee. Mit kurzen Worten war schließlich auch noch schnell erklärt, warum der Straussee, mangels Wasserzufluss und fehlenden Niederschlägen an der tiefsten Stelle dieser Eiszeitrinne immer mehr an Wasser verliert.

Nach dieser Information ging es in nördlicher Richtung weiter, bis zu einer Weggabelung, wo man nach rechts abbog und in das zentrale Gebiet des Blumenthals gelangte. Der Mischwaldbestand wurde immer schöner, aber auch geheimnisvoller. Auf einer kleinen Waldwiese gab es noch einmal einen Halt, um die bis dahin auseinander gezogen Gruppe wieder zusammenzuführen. Von jetzt an sollte man sich auch recht leise verhalten und nicht mehr sprechen, um die hier lebenden Hirsche nicht zu erschrecken. Es könnten auch „Waldtrolle“ unterwegs sein, die sich nicht gern stören lassen. An einem großen Holzstapel gab es dann später noch eine Fachsimpelei über die praktizierte Holzwirtschaft und der Ausfuhr und Verarbeitung im Thüringischen. Die Co²- Bilanz könnte doch verbessert werden, wenn das Holz in Brandenburg bliebe.

Um die Mittagszeit war dann endlich die von Fontane beschriebene Stadtstelle erreicht. Bei einer kurzen Rast am Wegesrand las Birgit die passende Stelle aus dem Buch vor, in der dieser Ort von Fontane beschrieben wird. Das Weiterfahren oder Schieben auf einem Feldweg bergauf erfolgte dann schon (fast) bei den angekündigten 30 Gard Hitze.

Nach dem Überwinden eines bereits abgeernteten Roggenfeldes kamen die Radfreunde an den Höhepunkt der von Fontane beschriebenen Orte in dieser Gegend, dem Markstein. Natürlich wurde auch hier aus dem Text des Werkes vorgetragen. Nach dem obligatorischen Foto-Stopp, an dieser beindruckenden Stelle, ging es zurück in den jetzt kühlenden Mischwaldbestand. Der zu befahrende Waldweg, den die Organisatoren bei ihren Vorbereitungen erkundet hatten, ersparte den Teilnehmern das eintönige und gefahrvolle Befahren der Bundesstraße 168 zwischen Tiefensee und Prötzel. Nach ca. eine halbe Stunde tauchten auch schon die ersten Häuser der Ortslage auf. Am Ende der Prötzeler Schulstraße wurden dann doch noch Warnweste ausgeteilt und angelegt, da die Weiterfahrt nach Prädikow über ein kleines Stück Landstraße erfolgte.

In Prädikow grüßte die Gruppe schon von weitem die Kirche aus dem Jahr 1250 des Mittelalters. Sie war früher mal eine imposante dreischiffige Basilika und durchaus mir den Kirchen in Altlandsberg, Strausberg und Hohenstein zu vergleichen. Dann gelangte man bis zum Pfarrhaus. Am Gartenzaun war nicht nur das Schild zu lesen „Offener Garten“, sondern auch ein am Gartentor befestigtes Plakat mit dem Logo des „Stadtradeln für Rehfelde“ zu sehen.  Was für eine Überraschung! Der Heimatfreund Volkmar Kautz und sein Enkel Joel hatten im Garten des Pfarrers i.R.  Manfred Cäsar, einen Verpflegungsstützpunkt, oder besser ein Fontanecamp eingerichtet. Hier hielt man sich nun länger auf und lies es sich unter schattigen Bäumen, bei kalten Getränken und Bratwurst gutgehen. Sogar Kaffee stand frisch gebrüht bereit, um die müden Geister wieder zu erwecken. Birgit hatte zuvor, dankenswerter Weise, sogar Kuchen gebacken, der jetzt gekostet wurde. Manfred Cäsar hatte es sich auch nicht nehmen lassen, sein gutes Porzellan herauszuholen und für jeden ein Kaffeegedeck liebevoll auf den Gartentischen platziert.  Nach dem sich alle gestärkt und erholt hatten, gab es den letzten Vortrag aus „Auf dem Hohen-Barnim“ Prädikow. Birgit verlas die von Fontane aufgeschriebene Legende über die Barfußbrüder.

Nach den Dankesworten und Überreichen eins kleinen Präsents des Heimatverseins (Büchergutschein) an die Tour- Assistenten Birgit und Manfred, begab man sich auf die Heimfahrt. Voller Zufriedenheit und bester Stimmung ging es durch Nieder-Prädikow auf die Rückfahrt nach Rehfelde, die jetzt auf dem gut ausgebauten Radweg der „Tour Brandenburg“ über Kähnsdorf, Klosterdorf, Hohenstein bis zum Ausgangspunkt führte. Am Tourismuspavillon wurden die Teilnehmer schon von Frau Röder erwartet. Jeder Mitfahrer erhielt eine Teilnahmeurkunde und ein kühlendes Eis.

Schlussbetrachtung:

Mein persönlicher Dank geht hiermit an alle Teilnehmer dieser Radtour. Ein besonderer Dank geht an meine Helfer, Tour-Assistenten, Fotoreporter und Unterstützer dieses Events: Volkmar und Joel Kautz, Birgit und Manfred Ahrens, Peter Jung und Manfred Cäsar.

 

Helmut Georgi

Petershagen-Eggersdorf im August 2019

 

 

Bild zur Meldung: Heimatkundliche Radwanderung „Auf den Spuren von Theodor Fontane in den Blumenthal“

Fotoserien


Heimatkundliche kombinierte Rad- und Fußwanderung "Auf den Spuren von Theodor Fontane in den Blumenthal" am 27.08.2019 (03. 09. 2019)

Fotos von Peter Jung und Manfred Ahrens

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