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Gedenken am Volkstrauertag

Rehfelde, den 20. 11. 2018
(HGH) Auf dem Friedhof Rehfelde wurde am vergangenen Sonntag an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft aller Nationen erinnert.
Die Gemeinde Rehfelde hatte eingeladen, anlässlich des Volkstrauertages an den Gräbern denen zu gedenken, die unsinnig gemordet und gestorben sind.
Nach Musikstück und Begrüßungsworten durch Bürgermeister Reiner Donath erinnerte Gemeindevertreter Gerhard Schwarz, Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Rehfelde e.V., an Schicksale von Soldaten, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, die als Opfer des 2. Weltkrieges auf dem Rehfelder Friedhof ihre letzte Ruhe fanden. Er führte in einer beeindruckenden Ansprache aus:
 
„Der Volkstrauertag versteht sich als Tag des Gedenkens an die Opfer beider Weltkriege unabhängig ihrer nationalen Herkunft. Gestatten Sie mir daher, am heutigen Tag all jene Menschen ins Gedächtnis rufen, die infolge der faschistischen Tyrannei zu Tote kamen, nicht die deutsche Nationalität besaßen und zwischen 1942 und 1945 auf diesem Friedhof begraben worden waren.
 
Wir verneigen uns
  • vor drei polnischen Zwangsarbeitern, von denen jedoch nur einer namentlich als Stanislaus Stalinski vermerkt wurde,
  • vor den italienischen Zwangsarbeitern Domenico Gregnanini und Gino Muratori,
  • vor den französischen Kriegsgefangenen René Cariei und Adrian Reaux sowie
  • vor dem tschechischen Zwangsarbeiter Theodor Riedel.
 
Wir verneigen uns auch vor einer Gruppe britischer Militärangehöriger. Wenig konnte bislang über die Umstände ihres Todes in Erfahrung gebracht werden. Und dennoch wollen wir uns heute ihre kurze Geschichte vergegenwärtigen, steht sie doch exemplarisch für hunderttausende Opfer des II. Weltkrieges.
 
Am 3. November 1943 erläuterte der Oberkommandierende der britischen Luftstreitkräfte Arthur Harris seinem Premierminister Winston Churchill Pläne zur finalen Luftschlacht gegen Berlin. Berühmt wurde sein folgender Ausspruch:
„Wir können Berlin von einem Ende bis zum anderen zerstören, wenn sich die Amerikaner daran beteiligen. Es wird uns zusammen 400 oder 500 Flugzeuge kosten. Deutschland aber wird es den Krieg kosten.“
Die Amerikaner lehnten ab. Churchill genehmigte dennoch die Großangriffe der Royal Air Force auf die deutsche Reichshauptstadt.
Diese „Schlacht um Berlin“ begann auf den Tag genau vor 75 Jahren, am 18. November 1943. Bis zum 3. Dezember wurden in fünf Luftangriffen mehr als 2.000 britische Bomber eingesetzt, die fast 9.000 t Bomben warfen. 123 Flugzeuge gingen der Air Force verlustig.
Zum fünften Angriff in der Nacht vom 2. zum 3. Dezember starteten 473 Flugzeuge des Typs Lancaster, Halifax und Mosquito-Markierer in Richtung der deutschen Reichshauptstadt. Die Wettervorhersage für Berlin versprach geringe Bewölkung. Die Crews erreichten wie vorgesehen ihr Ziel. Der Bezirk Charlottenburg wurde verwüstet, das Außen-, Innen und das Propagandaministerium sowie eine Reihe anderer Ministerien wurden zerstört. Der Bahnhof von Potsdam brannte aus und fünf weitere Bahnhöfe wurden beschädigt.
Die Royal Air Force verlor in dieser Nacht 42 Bomber. Einer von ihnen stürzte am 2. Dezember 1943 gegen 20.00 Uhr über der Gemarkung Rehfelde ab. Absturzstelle war der Wald westlich der Stephanstraße zwischen der Strausberger Straße und der Karl-Liebknecht-Straße. Es handelte sich um eine viermotorige Lancaster III des 101. Geschwaders der RAF. Sie war drei Stunden zuvor von der Basis Ludford Magna in Mittelengland gestartet.
An Bord befanden sich acht Besatzungsmitglieder, die Bombenschützen Sergeant Bramley und Sergeant Kibby, der Navigator Sergeant Webb, der Pilot Sergeant Murell, die Bordschützen Sergeant Garland und Sergeant Cockroft, der Funker Sergeant Hayes und der Bordingenieur Sergeant North. Keiner von ihnen überlebte.
Zwei Tage später, am 4. Dezember, wurden die acht Crew-Mitglieder auf dem Rehfelder Friedhof beigesetzt. Das erfolgte abgeschirmt vor der Öffentlichkeit im Beisein von Pfarrer Perels und einem Angehörigen der Luftwaffe des Flugplatzkommandos Strausberg. Der amtierende Bürgermeister Kurt Milius meldete kurz darauf dem Luftwaffenführungsstab des Luftgaukommandos Berlin Vollzug. Das Sammelgrab trug die Nummer 425 und befand sich östlich der Leichenhalle.
Unmittelbar nach Beendigung des Krieges wurden die sterblichen Überreste der Gefallenen auf den britischen Soldatenfriedhof an der Trakehner Allee in Spandau überführt. Als dieser 1959 geschlossen wurde und ein neuer an der Heerstraße entstand, fanden die 8 britischen Soldaten dort ihre letzte Ruhe.
Ihre Gräber sind bis in die Gegenwart erhalten und tragen die Nummern 8G24 bis 8G31.“
 
Mit dem Totengedenken, vorgetragen von Lies Galey, einem Musikstück und dem Dank des Bürgermeisters an die Teilnehmer klang die Gedenkstunde aus.
 
 

Bild zur Meldung: Klaus Emmerich, Lies Galey, Reiner Donath, Gerhard Schwarz (v.l.)

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