Bürgerinitiative Grünes Tor Rehfelde besuchte Braunkohlerevier Lausitz
(HG) Am vergangenen Wochenende hatte sich die Bürgerinitiative Grünes Tor Rehfelde für drei Tage in der Lausitz einquartiert und die Sehenswürdigkeiten dieses Landstriches besucht. Es war ein Kontrastprogramm mit starken Eindrücken. Einerseits die riesigen Braunkohlengruben mit gewaltiger und beeindruckender Technik als Markenzeichen deutscher Ingenieursleistung, aber auch von einer Landzerstörung unglaublichen Ausmaßes. Andererseits die weite Seenlandschaft, die nach dem Braunkohleabbau als “Lausitzer Seenland” den Tourismus befördern soll und hoffentlich auch wird.
Aber am Rande der wüsten und teilweise schon renaturierten Flächen sind die Zeichen der neuen Energiezukunft schon sichtbar, zwischen den weithin sichtbaren Dampfwolken der Kohlekraftwerke Boxberg, Schwarze Pumpe und Jänschwalde drehen sich bereits zahlreiche Windräder und vereinzelt waren Solaranlagen zu sehen.
Von unserem Quartier in Doberlug-Kirchhain, der sehr zu empfehlenden Pension “Quartier Rautenstock” im wunderschön sanierten 300-jährigen Kavaliershaus, ging es per Fahrrad und Begleitfahrzeug zu den ausgewählten Zielen. Höhepunkte waren die Besteigung der Förderbrücke F60 im Besucherbergwerk Lichterfeld und die Exkursion durch den Braunkohle-Tagebau Welzow-Süd. Erstere Station führte auf der Förderbrücke F60 bis in eine luftige Höhe von 75 m mit einem super Rundblick über die Lausitz, bei der zweiten Station ging es dagegen hinab in die Tiefe der Kohlengrube bis zu 130 m auf die Talsohle der abzubaggernden zweiten Kohleschicht. Eine 3. und 4. Kohleschicht würden noch darunter liegen, wurde uns erklärt, diese seien aber wirtschaftlich (noch!) nicht förderwürdig. In der Grube Welzow-Süd arbeitet seit 1972 eine der vier noch im Betrieb befindlichen Förderbrücken F60 im Lausitzer Revier, während die fünfte F60 im Besucherbergwerk Lichterfeld nach einer kurzen Laufzeit von 15 Monaten im März 1992 stillgelegt wurde. Die Dimensionen einer F60 sind gewaltig, der sogenannte liegende Eiffelturm hat ein Gewicht von 14.000 t, eine Länge von 502 , eine Höhe von 80 m und eine Breite von 200 m. Ebenso gewaltig sind die Fördermengen an Abraum und Kohle und Förderbänder, deren Gesamtlängen nur in Kilometern angegeben werden.
Ein echtes Schmankerl für Technikfreaks ist die Brikettfabrik LOUISE in Domsdorf. Sie ist zwar seit 1991 nicht mehr im Betrieb, aber für die Besucher werden Pressen und Trocknungsanlagen schon mal angeschaltet. Als technisches Denkmal ist die LOUISE immer einen Besuch wert.
Auf den IBA-Besucherterrassen am Großräschener See fand die Lausitzerkundung einen schönen und erholsamen Abschluss. Hier bekommt man eine Ahnung von der zukünftigen touristischen Gestaltung der Landschaft. Die Bewohner der abgebaggerten Dörfer werden das allerdings mit Wehmut sehen.
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