Wegendorf
Nach dem Historischen Ortslexikon von Brandenburg (HOLB) wird Wegendorf als ein Winkelangerdorf bezeichnet. Es wurde in einer Urkunde von 1345 erstmalig erwähnt. Der Anger von Wegendorf wurde fortlaufend bebaut. Während in einer Schmettaukarte von 1767 – 1787 zu sehen ist, dass der Anger noch frei von Bebauung ist, zeigt das Messtischblatt 3348 Werneuchen von 1870 bereits eine beachtliche Bautätigkeit. (Kartenquelle: Brandenburgviewer) Damit begann eine zunehmende Zerstörung des historischen Dorfangers.
Heute seht nur noch eine kleine Fläche, am süd-westlichen Anger in Höhe der Landbäckerei zur allgemeinen Verfügung. Am nördlichen Anger besteht ebenfalls noch eine Freifläche mit Blick zur City-Haus - Verwaltung. In der Mitte des Angers verläuft aus nördlicher Richtung kommend das Wederfließ. Der Gewässergraben und angrenzende Grünflächen sind überwiegend nicht zu erreichen, weil sie zwischen bebauten Grundstücken und den dazugehörigen privaten Gärten liegt. In der Mitte muss es mal einen Dorfteich oder ein Biotop gegeben haben. Die vermeintliche Stelle ist total zugewachsen und verwildert.
Im Bereich der Alte Dorfstraße befinden sich im Angerbereich Gebäude eines früheren Bauerngehöftes Die ehemals historische Bausubstand ist modernisiert worden. Im weiteren Verlauf stehen zwei moderne Neubauten mit Nebengebäuden, die eher in die City-Haussiedlungen gehören Eine intensive Bebauung hat im Bereich der Alten Poststraße stattgefunden. Hier entstehen gerade auf dem Anger immer noch weitere moderne Neubauten.
Der Anger von Wegendorf macht heute den Eindruck, als wenn er fast nur zur privaten Bauung genutzt wird und für das Dorf eigentlich bedeutungslos geworden ist.
Für den unmittelbaren Angernebenbereich Alte Schulstraße Kirchberg sei noch zu erwähnen, dass es Initiativen zur Errichtung eines historischen Backofens gegeben hat. Diese Seltenheit mit Tradition schmückt den Weg zur Buchholzer Siedlung.
Anzuerkennen sind die Aktivitäten des Dorfes und eines Fördervereines, die unter Denkmalschutz stehende Feldsteinkirche grundhaft zu sanieren. Das Förderprojekt wurde im Jahr 2013 abgeschlossen. Das historische Bauwerk aus dem Mittelalter erstrahlt heute im neuen Glanz. Nicht zu verstehen ist jedoch ein merkwürdiger Neubau, genau vor der Kirche auf dem Kirchberg. Ausgerechnet eine Telefonzelle soll dort ihre Zwecke verrichten. Hätte man nicht einen neutraleren Ort finden können? Mit dieser Baumaßnahme wurde rücksichtslos mit dem Denkmal Kirche umgegangen und der gebotene Umgebungsschutz gründlich mißachtet.
Der Verfasser dieser Projektbewertung erinnert sich auch noch zum Thema historischer Anger aus seiner Dienstzeit:
Mit dem Beginn der City- Hausbewegung in Wegendorf, Anfang der 90iger Jahre, gab es Bemühungen, die unbefriedigende Gesamtsituation auf dem historischen Anger zu verbessern, weil es nicht nur in der Buchholzer Siedlung schön sein, sondern auch an das alte Dorf gedacht werden sollte. Die Voruntersuchungen und Vorplanungen für eine Verbesserung und teilweise Neugestaltung, Begrünung und Biotoperhaltung lagen damals schon vor. Das Vorhaben wurde jedoch nicht realisiert. Aus dieser Zeit stammt auch die damals umstrittene moderne Straßenbeleuchtung und ein einzigartiger Straßenbau in der Alten Dorfstraße mit Feldsteinpflasterung. Diese Fördermaßnahme im ländlichen Raum war damals einzigartig und beispielhaft für die Region. Mit dieser Bauweise konnte der dörfliche Charakter im Angerbereich teilweise wieder verbessert werden. Der starke Durchgangsverkehr, der damals nicht voraussehbar war und auch nicht abgewendet werden konnte, verursachte im Laufe der Zeit enorme Schäden am Naturfeldsteinpflaster. Deshalb wurde die Straße 2010 wieder neu gebaut, wie üblich in herkömmlicher bituminöser Bauweise.
links: Bebauung Alte Schulstraße
rechts: Blick vom Kirchberg auf Alte Schulstraße und Backofen
links: moderne Telefonzelle vor der denkmalgeschützten Feldsteinkirche aus dem Mittelalter
rechts: einzige Freifläche zur allgemeinen Nutzung Blick zur Landbäckerei Alte Schulstraße Ecke Alte Dorfstraße
links: moderne Bausubstanz in der Alten Dorfstraße
rechts: Beginn des südlichen Angers, ungepflegt!
links: Grünflächen und private Gärten
rechts: einzige gut erhaltene historische Bausubstanz
links und rechts: aktueller Wohnungsbau auf dem Dorfanger in der Alten Poststraße und moderne Straßenbeleuchtung