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Die Jahrestour 2021 der Heimatfreunde Rehfelde. Ziel: Eisenhüttenstadt

30. 09. 2021
Vorschaubild zur Meldung: Die Jahrestour 2021 der Heimatfreunde Rehfelde. Ziel:  Eisenhüttenstadt

(KG) Am 16. September war es wieder mal soweit: 24 Heimatfreunde und Gäste aus Hennickendorf (und sogar 1 aus Berlin) waren neugierig auf die nun vor knapp 70 Jahren mit ihren ersten Wohnblöcken aus dem Boden gestampfte „1. Sozialistische Stadt auf deutschem Boden“, – 1953 aus Anlass des Todes Stalins „Stalinstadt“ getauft; 1961 im Zuge der Entstalinisierung umbenannt in Eisenhüttenstadt. Wer mehr über die spannende erste Phase des Baus des Stahlwerks (EKO -Eisenhüttenkombinat Ost) und der dazu gehörigen Wohnstadt lesen möchte, dem sei Hans Marchwitzas Roman Roheisen aus dem Jahre 1955 empfohlen (in der Heimatstube).

 

Eine ganze Reihe der Mitfahrenden hatte Eisenhüttenstadt in den 60er und 70er Jahren zum letzten Mal gesehen, als die vorwiegend graue Stadt mehr als 50.000 Einwohner hatte. Heute leben noch die Hälfte dieser Zahl dort, und die Stadt, als ganzes zum Flächendenkmal erklärt, ist bunt und vor allem auch grün und ruhig.

 

Im gemütlichen Bus brauchte es knapp 1,5 Stunden bis zum Ziel am tempelartigen Friedrich-Wolf-Theater in der „Lindenallee“ (ursprünglich „Leninallee“), wo wir umstiegen in den kleinen Touristenexpress, der unter der äußerst sachkundigen Führung des ehemaligen Leiters der Gebäudewirtschaft, Eberhard Harz, die markantesten Punkte der ersten 3 gebauten „Wohnkomplexe“ abbimmelte;  zwischendurch aber auch immer mal anhielt um zu Fuß wichtige Details in den weitläufigen Innenhöfen zu begutachten und sich die Unterschiede zwischen einst und jetzt erklären zu lassen. Bemerkenswert war auf jeden Fall, wie aufwändig von Anfang an geplant und (ohne Platte !) gebaut wurde vor allem mit Familienwohnungen mit 3 und 4 Zimmern (und ab den 60er Jahren mit Fernheizung !), – und wie sich im Laufe der Jahre immer stärker Schmuckelemente an den Fassaden, Tür- und Torformen und Fensterlaibungen wiederfinden – manchmal im Stil des „realen Sozialismus“, aber auch historisierend, etwa mit Fachwerk- und Runderkern an den Ecken, mit Märchenmotiven über den Türen, mit Mosaiken und Plastiken – und mit vielen Skulpturen in den Innenhöfen und an den Straßen und Plätzen. Bewundernswert, wie man sich ab den 80er Jahren bei den Renovierungen konsequent aus dem Einheitsgrau herausgearbeitet hat zu einem farbenfrohen Stadtbild. Ganz besonders eindrucksvoll: der im klassizistischen Stil sehr schön und aufwändig wie ein kleiner Gutshof gebaute Kindergarten der Stadt, der heute eine Förderschule beherbergt.

 

Zum Mittagessen ging es dann in das ehemals weithin berühmte Restaurant Aktivist, heute keine weitläufige Kantine mehr, sondern reduziert auf deren ehemalige große Bierstube. Danke an den Koch, der allen ganz offensichtlich positiv nach dem „gut bürgerlichen“ Geschmack gekocht hatte.

 

Nur wenige Schritte waren es vom Restaurant zum Museum Utopie und Alltag, wo der Kurator uns eine Einführung in die derzeitige Ausstellung gab. Weniger die Utopie der Planungen als der reale Alltag interessierte die meisten. Der Eindruck war allerdings, dass die gegenwärtige Ausstellung dem unmittelbar (Be)greifbaren und Anschaulichen zu wenig den Vorteil gab vor Plakaten, Proklamationstexten, Fotostrecken und Erklärungstexten. Dennoch, es blieb viel Erinnernswertes aus dem DDR-Leben. Ein dicker Band mit Zeugnissen aus der Wendezeit wurde für die Bibliothek der Heimatstube im Museumsshop gleich mitgenommen. Nach dem Abschluss mit Kaffee und Eis in der Lindenalle war der Tag „rund“, und der Bus schaukelte uns wieder nach Hause.

 

Bild zur Meldung: Logo IG