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126. Rehfelder Gespräch „An Geschichte erinnern - an historischen Orten“

03. 04. 2017

(HeG) Zum Thema „Nach dem Krieg - Waldlager der Roten Armee auf brandenburgischem Territorium“ referierte am 29.03. 2017 Gerd-Ulrich Herrmann, Historiker aus Strausberg und ehemaliger Leiter der Gedenkstätte Seelower Höhen. Zu diesem Vortrag hatten sich 30 geschichts- und heimatkundlich Interessierte Rehfelder und Freunde der Rehfelder Gespräche aus den umliegenden Gemeinden im Bürgersaal eingefunden.

Vor Beginn des Vortrages erinnerte der Vorsitzende des Rehfelder Heimatfreunde e.V., Martin Tesky, an den im Monat März verstorbenen Heimatforscher Klaus Stieger, der sich maßgeblich mit diesem Thema befasst hat und darüber in einem zurückliegenden Rehfelder Gespräch gesprochen hatte. Zum Andenken an den Verstorbenen erhoben sich die  Anwesenden zu einer Gedenkminute von ihren Plätzen. Klaus Stieger hat zu diesem Thema umfangreiche Zeitzeugenbefragungen vorgenommen, so dass er den Heimatforschern, die sich heute mit diesem Thema befassen, wertvolles Material hinterlassen konnte.

Gerd-Ulrich Herrmann bezog sich in seinem Vortrag auf ein Waldlager der Roten Armee, welches sich seit Sommer 1945 in Hoppegarten bei Müncheberg befand. Um die Hintergründe, die zur Errichtung solcher Waldlager in Brandenburg führten zu verstehen, ging er zunächst auf die damalige Situation ein, die sich nach Beendigung des Krieges ergeben hatten. Dabei informierte er über verlorene Spuren der Roten Armee in Strausberg, über die Umgliederung und Demobilisierung der Armee und über die gewaltigen Transportaufgaben zur Rückführung der Truppen, der befreiten Gefangenen und der beschlagnahmten Güter. Die Anwesenden erfuhren, dass sich bei Kriegsende 11,5 Millionen russische Soldaten im Osten Deutschlands befanden. Dieser Bestand sollte auf 3 Millionen Soldaten reduziert werden. Da die Rückführung einen längeren Zeitraum in Anspruch nahm, war es notwendig, die Truppen in der Zwischenzeit unterzubringen. Hauptsächlich erfolgte das in den Waldlagern westlich von Berlin. Da es besser war, in Erdhütten zu leben, als unter freien Himmel, wurden insgesamt 10000 Erdhütten im Brandenburgischen errichtet. Hunderte davon bildeten ein Waldlager. Herr Herrmann berichtete  dann, in seinem spannenden Vortrag, ausführlich über das Waldlager bei Hoppegarten. Es soll, so der Referent, eines der größten dieser Art in Brandenburg gewesen sein. Von Mai 1945 bis Oktober/November kampierten hier 30000 Soldaten. Die höheren Offiziere waren in Holzhäusern untergebracht. Die Soldaten, jeweils sechs, sollen in Erdhütten, den sogenannten „Semljankas“, untergebracht gewesen sein. Das Lagerleben war gut organisiert. Entsprechend den beruflichen Fähigkeiten wurden Schuster- oder Schneiderbrigaden zusammengestellt. Sie mussten Schuhe, neue Koffer oder Unterwäsche herstellen, denn die Soldaten sollten ordentlich nach Hause geschickt werden. Für die kulturelle Unterhaltung soll es zehn Freilichtkinos und drei Freilichtbühnen gegeben haben. In dieser Zeit waren die Bewohner von Hoppegarten täglich mit dem Lager verbunden, da die Versorgung auch durch den Ort abgesichert werden musste. So war zum Beispiel die Hauptaufgabe der Frauen, das tägliche Waschen der Leinenunterwäsche nach einer festgelegten Norm. 50 Unterhemden und 60 Unterhosen mussten ordentlich per Hand gewaschen werden. Nach dem Verlassen des Lages verfielen die Anlagen. Die Bevölkerung von Hoppegarten holte sich das Material und Inventar zurück. Man sprach damals vom Entbunkern. Heute sind nur noch die Erdbunker zu sehen und geben Anlasse zu weiteren Erkundungen und Untersuchungen durch die Forscher und Historiker. Ein herzliches Dankeschön, in Form eines Blumenstraußes, erhielt Gerd-Ulrich Herrmann für seinen von Anfang an interessant vorgetragenen Vortrag, über reicht durch Ruth Gerke, vom Rehfelder Heimatfreunde e.V.

 

Bild zur Meldung: 126. Rehfelder Gespräch „An Geschichte erinnern - an historischen Orten“

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