Zeitzeugen des Krieges berichteten

Rehfelde, den 10. 05. 2015
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(HGH) Offene, ehrliche und erschütternde Berichte von Zeitzeugen, die vor 70 Jahren das Ende des Krieges in Rehfelde erlebt haben, wurden am Freitagabend im Bürgersaal aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus vorgetragen.

Dr. Erika Schwarz führte in die Lesung mit einer geschichtlich-historischen Darstellung der Kapitulation Deutschlands und seiner asiatischen Verbündeten ein, zeigte für die vier Nachkriegsgenerationen die unterschiedlichen Reflektionen vom Erleben bis zum Hören-Sagen auf und stellte die unermesslichen Opferzahlen des Krieges dar.

Die Situation während des Drittes Reiches hier in Rehfelde vor Ort schilderte Gerhard Schwarz mit konkreten Zahlen und Fakten. Er benannte die Zustimmung der Bürgerschaft zum NS-Regime anhand von Wahlergebnissen, die stetige Entwicklung der Mitgliederzahlen in der Rehfelder NSDAP, die Beteiligung der Firmen Goede und Römmler an der Kriegsproduktion und die Ausbeutung von 370 Zwangsarbeitern hier vor Ort. Auch musste festgestellt werden, dass de facto jede Rehfelder Familie Verluste infolge des Krieges zu beklagen hatte.

Berichte von Heinz Liss, Hartmut Haube und Otto Parels sowie ein Brief von Lotta Przybyt – vorgetragen von Mitgliedern der Geschichtswerkstatt e.V. - illustrierten den Besuchern der Lesung das vergangene Geschehen vor sieben Jahrzehnten. Nachstehend seien ein paar Schlaglichter aus den umfänglichen Ausführungen genannt:

Heinz Liss – am Kriegsende 18 Jahre alt - wurde 1944 zum Flakhelfer gemacht und auch noch in Bernau gemustert. Nach dem Krieg im November 1945 beginnt das Leben wieder mit wöchentlichen Tanzveranstaltungen und schon 1946 konnte die eigene Ernte eingebracht und das erste eigene Schwein geschlachtet werden.

Hartmut Haube – Jahrgang 1932 - berichtete über die Aufnahme von Flüchtlingen und Pferden aus Sitzing/Oderbruch und die moralische Abstumpfung der Heranwachsenden, die die vielen toten Menschen nur als Gegenstände betrachtet haben.

Otto Parels – Pfarrer in Rehfelde – schilderte seine Flucht mit dem Treck bis Schwerin, die Begegnungen mit Russen und Amerikanern und den guten Besuch der Gottesdienste in der Nachkriegszeit, zu den bereits wieder am 13. Mai in Rehfelde gerufen wurde.

Lotta Przybyt – 23 jährige polnische Fremdarbeiterin – schreibt in einem Brief über den Verlust ihrer Jugend, ihren Schweiß und ihr Blut, mit der die Rehfelder Erde getränkt ist.

Bürgermeister Reiner Donath erinnerte daran, dass die Ursache für das entsetzliche Leid der Völker, die Millionen Toten aller Nationen die Machtübernahme des Faschismus am 30. 01. 1933 war. Er mahnte, dass der 8. Mai auch ein Tag des Nachdenkens über den Gang der Geschichte ist und als logische Konsequenz keine Toleranz bei faschistischem Gedankengut und Terror zugelassen werden darf und das Erinnern auch in den kommenden Generationen wachgehalten werden muss.

Auf der Violine erfreute die 9-jährige Manuela Gellert mit drei Musikstücken zum Abschluss der Lesung die Zuhörer.

Mit herzlichem Dank an die Akteure von der Geschichtswerkstatt e.V. ging ein beeindruckender Abend in das Gedächtnis aller Besucher ein.

 

 

Bild zur Meldung: Gerhard Schwarz, Hartmut Haube, Heinz Liss, Dr. Erika Schwarz (v.l)

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